
Schönborn: Fronleichnam zeigt Jesu Nähe zu den Menschen
Was verbirgt sich hinter dem katholischen Fest mit dem Namen "Fronleichnam", das am Donnerstag gefeiert wird? Antworten darauf gibt Kardinal Christoph Schönborn in seiner aktuellen Kolumne in der Zeitung "Heute" (Mittwoch). "Wort und Fest stammen aus dem Mittelalter. 'Fron' bedeutete damals 'Herr' und 'lichnam' meinte 'Leib'", erklärt der Kardinal. Um den "Leib des Herrn" und die Gegenwart Jesu gehe es also zu Fronleichnam, nicht um einen Leichnam. "Jesus ist lebendig unter uns: Er ist da, in dem kleinen Stück Brot, der Hostie, die feierlich durch die Straßen getragen wird", so Schönborn. Ihn bewege bei den traditionellen Fronleichnams-Prozessionen immer, "wie nahe Jesus unter uns Menschen ist. Sein Segen geht mit uns durchs Leben!"
Papst Urban IV. führte Fronleichnam Mitte des 13. Jahrhunderts als allgemeines Kirchenfest ein. Das Fest geht zurück auf eine Vision der Nonne Juliana von Lüttich im Jahr 1209. Seit 1970 heißt es offiziell "Hochfest des Leibes und Blutes Christi". In Prozessionen wird als sichtbares Glaubenszeugnis eine geweihte Hostie in einem verzierten Schaugefäß, einer Monstranz, feierlich durch die Straßen - teilweise auch in Schiffen über Seen - getragen. Gläubige begleiten das vom Priester oder Diakon getragene Allerheiligste in der Monstranz, das von einem Stoffbaldachin ("Himmel") beschirmt wird, mit ihren Gebeten und Gesängen.
Christen gehen auf die Straße
In Österreich ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag und "bis heute für viele in unserem Land ein beliebtes Fest mit seinen eigenen Bräuchen", so Kardinal Schönborn. Der emeritierte Wiener Erzbischof leitete viele Jahre lang zu Fronleichnam persönlich den traditionellen Stadtumgang in der Wiener Innenstadt. Heuer feiert der Apostolische Administrator der Erzdiözese Wien, Josef Grünwidl, am Donnerstag zunächst die Fronleichnamsmesse im Stephansdom (8.30 Uhr) und leitet anschließend die Prozession über Kärntnerstraße, Stallburggasse, Michaelerplatz und Graben zurück zum Dom.
In Graz wird die Fronleichnamsfeier mit Bischof Wilhelm Krautwaschl auch im Zeichen des Miteinanders und Gedenkens an die Opfer des Amoklaufs stehen. Unter dem Leitwort des Heiligen Jahres "Pilger der Hoffnung" feiern die Gläubigen ab 9 Uhr die Heilige Messe im Grazer Dom; anschließend zieht die Prozession mit Bischof Krautwaschl zum Katholikentagskreuz im Stadtpark.
Seeprozessionen und lebendiges Brauchtum
Die Fronleichnamsprozessionen im ganzen Land sind vielfach mit alten Volksbräuchen verbunden. Oft sind Kinder zu sehen, die Blütenblätter auf den Prozessionsweg streuen. Auch durch Fahnen, Wimpeln und Trachtenkleidung und Trachtenkapellen wird dem Allerheiligsten Ehre geboten, und oftmals kommen bei dieser Gelegenheit Erstkommunionkleider nochmals zur Geltung. Viel gesehen sind auch Einsatzkräfte, farbentragende Verbindungen, kirchliche Gemeinschaften, Studierende sowie politische und gesellschaftliche Vertreter, die durch ihre Teilnahme ihren religiösen Glauben bekunden.
In manchen Orten werden zu Fronleichnam Fenster mit Blumen, Kerzen und Andachtsbildern geschmückt. In manchen Gegenden in Südösterreich ist es auch üblich, Blumenteppiche und Blumenbilder zu legen, an einigen Orten gibt es zudem Seeprozessionen, so etwa am Traunsee oder am Hallstättersee.
Quelle: kathpress